Der neueste ARD-DeutschlandTREND - richtig gelesen!

Die ARD-Tagesschau hat am 11. Oktober 2002 Umfrageergebnisse zur Sonntagsfrage veröffentlicht, die - richtig gelesen - so aussehen:

CDU/CSU SPD Bündnis90/Grüne FDP PDS
34,8 - 43,2 33,8 - 42,2 6,9 - 11,1 4,9 - 9,1 1,9 - 6,1

Man kann dies mit Hilfe der Mißerfolgs-Statistik von Umfragen verifizieren. Man gibt in der Input-Spalte (linke Seite der Tabelle) die im DeutschlandTREND angeführten Parteistärken (CDU/CSU 39, SPD 38, FDP 7, Grüne 9 und PDS 4 Prozent) ein. Im Block oben rechts gibt man als "Anzahl der Wahlberechtigten pro Umfrage" 1100 an und setzt für die Wahlbeteiligung die üblichen 80% ein. Für die Anzahl der Umfragen wähle man zunächst 1000 - bei größeren Zahlen kann die Berechnung sehr lange dauern. Mit "LOS" wird die Simulation gestartet. In der unteren Tabellenzeile "Mißerfolgsstatistik" kann man das Resultat der Simulation detailliert ablesen. Es zeigt sich, daß knapp 92% der Umfragen die Toleranzen von +/- 4% für die großen und +/- 2% für die kleinen Parteien einhalten.
Genauere Ergebnisse kann man der Tabelle unten auf dieser Seite entnehmen: Es zeigt sich, daß knapp 95% der Umfragen die Toleranzen von +/- 4,2% bzw. +/- 2,1% einhalten. Aber 5% der Umfragen schaffen nicht einmal das. Mit anderen Worten: In jeder 20. Umfrage ist der Fehler für eine große Partei größer als +/- 4,2% oder für eine kleine Partei größer als +/- 2,1%!

In der Tagesschau wird der Eindruck erweckt, die präsentierten Zahlen seien exakt - von Fehlern ist keine Rede. Hingegen wird auf einer Internetseite von Infratest-Dimap eine "Fehlertoleranz" von 3,1 Prozentpunkten für die großen und 1,4 Prozentpunkten für die kleinen Parteien kleinlaut eingestanden. Im Klartext heißt dies:

CDU/CSU SPD Bündnis90/Grüne FDP PDS
35,9 - 42,1 34,9 - 41,1 7,6 - 10,4 5,6 - 8,4 2,6 - 5,4

Es versteht sich von selbst, daß sich bei dieser Darstellung der Resultate niemand für den DeutschlandTREND interessieren würde. Deshalb wird das tunlichst vermieden. Der DeutschlandTREND schweigt sich darüber aus, mit welcher Wahrscheinlichkeit diese (zu kleinen) Fehlertoleranzen eingehalten werden. Der unten angeführten Tabelle kann man entnehmen, daß diese etwa 75% beträgt. Denn etwa 25% der Umfragen schaffen es nicht, diese Toleranzen einzuhalten. Mit anderen Worten: In einer von vier Umfragen ist der Fehler für eine große Partei größer als +/- 3,1% oder für eine kleine Partei größer als +/- 1,4%! (Unten finden Sie eine Tabelle mit genaueren, durch Simulationen ermittelten Ergebnissen.)

Scherzfrage: Wie viele von 100 Umfragen schaffen es, die von Infratest-Dimap vermarkteten Parteistärken (CDU/CSU 39, SPD 38, FDP 7, Grüne 9 und PDS 4 Prozent) zu treffen?

Scherzfrage: Wie viele von 10000 Umfragen schaffen es, die von Infratest-Dimap vermarkteten Parteistärken (CDU/CSU 39, SPD 38, FDP 7, Grüne 9 und PDS 4 Prozent) zu treffen?

Maximale Abweichung
eingehalten von
für große Parteien für kleine Parteien (in Prozent von 100000 Umfragen)
1,0% 0,5% 5%
1,2% 0,6% 9%
1,4% 0,7% 14%
1,6% 0,8% 20%
1,8% 0,9% 28%
2,0% 1,0% 36%
2,2% 1,1% 44%
2,4% 1,2% 53%
2,6% 1,3% 60%
2,8% 1,4% 67%
3,0% 1,5% 74%
3,2% 1,6% 79%
3,4% 1,7% 83%
3,6% 1,8% 87%
3,8% 1,9% 90%
4,0% 2,0% 93%
4,2% 2,1% 94,5%
4,4% 2,2% 95,9%
4,6% 2,3% 97,0%
>4,6% >2,3% 3,0%
Grundlage der Simulation: 100000 Wiederholungen, Parteistärken laut Deutschlandtrend, ebenso Stichprobenumfang (1100) und Wahlbeteiligung (80%).