Die Forsa-Umfrage in Hessen - richtig gelesen!

Am 29. Januar 2003 wurden von RTL und Stern Umfrageergebnisse von Forsa zur bevorstehenden Landtagswahl in Hessen veröffentlicht, die - richtig gelesen - so aussehen:

CDU SPD Bündnis90/Grüne FDP
46,2 - 55,8 24,2 - 33,8 7,6 - 12,4 4,6 - 9,4

Fazit: Die CDU führt haushoch vor der SPD, aber ein Gleichstand zwischen Rotgrün und CDU ist nicht ausgeschlossen, falls die FDP an der 5%-Hürde scheitern sollte, was nicht unmöglich ist.

Auf der Internetseite von stern wird neuerdings im Kleingedruckten eine Fehlertoleranz von +/-3% eingeräumt. Wie bereits erwähnt rührt diese davon her, daß Forsa für die Umfrage 1012 Telefonnummern von Wahlberechtigten in Hessen ausloste. Wären andere Wahlberechtigte ausgelost worden, dann hätte das Umfrageresultat anders ausgesehen. Die Auswirkungen der Lotterie-Auswahl versuchen Forsa & stern durch die Angabe einer Fehlertoleranz in den Griff zu kriegen.

Konsequenter Weise hätte der Stern die Umfrage-Ergebnisse in folgender Form veröffentlichen müssen:

CDU SPD Bündnis90/Grüne FDP
48 - 54 26 - 32 7 - 13 4 - 10

 


Technische Information:

Die in der gelben Tabelle angegeben Fehler, die durch die Zufallsauswahl der befragten Wahlberechtigten verursacht werden, kann man auch als Laie mit Hilfe der Mißerfolgs-Statistik von Umfragen verifizieren. Man gibt in der Input-Spalte (linke Seite der Tabelle) die von Forsa angeführten Parteistärken (CDU 51, SPD 29, FDP 7, Grüne 10 Prozent) ein. Um das Ergebnis nicht zu verfälschen, sollte man für die PDS den Wert 0 eingeben. Im Block oben rechts gibt man als "Anzahl der Wahlberechtigten pro Umfrage" 1012 an - laut Stern wurden von Forsa 1012 Wahlberechtigte in Hessen vom 20. bis 24. Januar befragt. Für die Wahlbeteiligung setzt man 66% ein - das war nämlich bei den letzten beiden Hessen-Wahlen der Fall (Der Stern schweigt sich darüber aus, wie groß die Wahlbeteiligung gemäß Umfrage diesmal sein würde). Für die Anzahl der Umfragen wähle man zunächst 1000 - bei größeren Zahlen kann die Berechnung sehr lange dauern. Mit "LOS" wird die Simulation gestartet. In der unteren Tabellenzeile "Mißerfolgsstatistik" kann man das Resultat der Simulation ablesen. Es zeigt sich, daß etwa 87% der Umfragen die Toleranzen von +/- 4% für die großen und +/- 2% für die kleinen Parteien einhalten.
Detaillierte Ergebnisse kann man der Tabelle unten auf dieser Seite entnehmen: Es zeigt sich, daß knapp 95% der Umfragen die Toleranzen von +/- 4,8% bzw. +/- 2,4% einhalten. Aber 5% der Umfragen schaffen nicht einmal das. Mit anderen Worten: In jeder 20. Umfrage ist der Fehler für eine große Partei größer als +/- 4,8% oder für eine kleine Partei größer als +/- 2,4%!

Scherzfrage: Wie viele von 100 Umfragen schaffen es, die von Forsa vermarkteten Parteistärken (CDU 51, SPD 29, FDP 7, Grüne 10 Prozent) zu treffen?

Scherzfrage: Wie viele von 10000 Umfragen schaffen es, die von Forsa vermarkteten Parteistärken (CDU 51, SPD 29, FDP 7, Grüne 10 Prozent) zu treffen?

Maximale Abweichung
eingehalten von
für große Parteien für kleine Parteien (in Prozent von 100000 Umfragen)
1,0% 0,5% 6%
1,2% 0,6% 10%
1,4% 0,7% 15%
1,6% 0,8% 20%
1,8% 0,9% 27%
2,0% 1,0% 34%
2,2% 1,1% 41%
2,4% 1,2% 48%
2,6% 1,3% 55%
2,8% 1,4% 61%
3,0% 1,5% 67%
3,2% 1,6% 72%
3,4% 1,7% 77%
3,6% 1,8% 80%
3,8% 1,9% 84%
4,0% 2,0% 87%
4,2% 2,1% 89%
4,4% 2,2% 91%
4,6% 2,3% 93%
4,8% 2,4% 94,7%
5,0% 2,5% 95,8%
5,2% 2,6% 96,7%
5,4% 2,7% 97,5%
5,6% 2,8% 98,0%
5,8% 2,9% 98,5%
6,0% 3,0% 99%
>6% >3% 1%
Grundlage der Simulation: 100000 Wiederholungen, Parteistärken laut Forsa, ebenso Stichprobenumfang (1012) und Wahlbeteiligung (66%).