Fußnote zu I.

(1) Man vergleiche z.B. Bulletin Nr. 60/1949 des Social Research Council "The Pre-Election Polls of 1948", nach dem Fiasko der Wahlprognosen bei der amerikanischen Präsidentenwahl.

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Fußnote zu II.

(1) Dies steht im Gegensatz zu dem, was Frau Noelle-Neumann in "Umfragen in der Massen
gesellschaft" (S.152) als Überschrifts-Frage und sinngemäße Antwort formulierte:

"Sind weniger als 2000 auch repräsentativ?" ..... Das hängt von der Genauigkeit ab.

Ihren Umgang mit der (statistischen) Ungenauigkeit ihrer Zahlen dürfte ihr der damalige saarländische CDU-Chef Zeyer kaum verzeihen, kam doch die daraus resultierende falsche Wahlkampfstrategie - der Griff nach der absoluten Mehrheit - als Bumerang auf ihn zurück. Die absolute Mehrheit kam zwar zustande, allerdings für die SPD. (Man vergleiche den ausführlichen Spiegel-Bericht in der auf der übernächsten Seite beginnenden Box).

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Fußnoten zu III.

(1) vergleiche Noelle-Neumann, Seite 109/110 in "Umfragen in der Massengesellschaft " : "Das verkleinerte Modell"
"Das soziologisch-statistische Modell des repräsentativen Querschnitts, das der Umfrageforschung zugrunde liegt, muß man sich folgendermaßen vorstellen: Der gesamte interessierende Personenkreis, der vor der Anlage einer Untersuchung abgegrenzt werden muß, setzt sich aus Personen verschiedenen Alters, Berufs und so weiter in den einzelnen Bundesländern und Gemeindegrößenklassen zusammen. Es ist nun die Idee des repräsentativen Querschnitts, ein in der Zusammensetzung dieser Personengruppe gleichwertiges verkleinertes Modell zu erstellen. In dem verkleinerten Modell der Gesamtgruppe sind auch die zu untersuchenden Ansichten und Antwort-Kategorien in modellgerechtem Anteil vertreten, wenn dieses Modell nach bestimmten Verfahren korrekt zusammengesetzt wurde."
Die Grabrede für "das verkleinerte Modell" verbirgt sich hinter dem letzten, kursiv geschriebenen Nachsatz.

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(2) In der Praxis dürfte es kaum gelingen, das zweifellos wichtige Merkmal "Einkommen" zu verwerten. Die Einkommensverteilung der ganzen Population läßt sich zwar leicht ermitteln, aber bei der Zusammenstellung des "repräsentativen Querschnittes" stellt sich das Problem, daß wohl nur wenige Bürger bereit sein dürften, dem Interviewer die Lohnsteuerkarte oder die Einkommensteuererklärung vorzulegen. Bei der Ermittlung der Merkmale Geschlecht, Familienstand, Konfession, Altersklasse, Wohngegend stellt sich dieses Problem nicht bzw. es spielt eine vergleichsweise untergeordnete Rolle.

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(3) Im demoskopischen Alltag wird überhaupt nicht beachtet, daß die Aussagen der Statistik sich normalerweise auf nur ein "Ja/Nein"-Merkmal beziehen. In der Praxis wird so operiert, als würden diese Aussagen auch für dutzende oder hunderte von Merkmalen mit mehreren Ausprägungen zutreffen, was nicht stimmt. Bei dieser "Überforderung" des per Lotterie erstellten repräsentativen Querschnittes müssen zwangsläufig bei einzelnen Merkmalen erhebliche Verzerrungen auftreten. Aber man weiß nicht, bei welchen Merkmalen der repräsentative Querschnitt "verrückt" spielt (vergleiche Abschnitt VII und VIII).

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(4) Im Jahre 1982 wurden insgesamt 96 (!) verschiedene ADM-Netze von je 210 Stimmbezirken mit Hilfe einer sogenannten systematischen Zufallsauswahl "Für Alle Ewigkeit" kreiert. Wenn der Zufall zu seinem Recht gekommen ist, dann werden einige dieser ADM-Netze nicht ganz so repräsentativ sein, wie sich das die ADM-Produzenten gedacht haben. Aber wie es mit den Launen des Zufalls nun einmal ist, man weiß nicht, welche ADM-Netze nicht ganz stubenrein sind. Diese 96 ADM-Netze wurden insgesamt 12 Markt- und Meinungsforschungsinstituten in unterschiedlicher Anzahl - je nach Anforderung und gegen Entgelt - zugeteilt, wobei jedes ADM-Netz an höchstens ein Institut abgegeben wurde. Größter Abnehmer war der Umsatzriese der Prognoseindustrie, Infratest, mit 16 Netzen (vgl. z.B. Ute Hanefeld, Das Sozio-ökonomische Panel, S.146-151/S.171-175, Campus-Verlag 1987).

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(5) Es wäre empirisch - d.h. anhand früherer Bundestagswahlen - zu untersuchen, welche Auswirkungen sich dadurch ergeben.

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(6) Technisch ausgedrückt: Das ADM-Verfahren beabsichtigt zwar (tut es aber nicht), jedem Wahlberechtigten die gleiche Chance zu geben, es beabsichtigt aber in keiner Weise, 1000 statistisch unabhängige Wahlberechtigte auszuwählen. Sowohl Chancengleichheit, als auch statistische Unabhängigkeit sind aber unerläßliche Kriterien.
Wie bereits erwähnt, wird durch das ADM-Verfahren die Chancengleichheit nicht gewährleistet. (Ein Auswahlverfahren auf einer Grundgesamtheit heißt bekanntlich "Realisierung der Gleichverteilung oder Chancengleichheit", wenn bei einer großen Anzahl von Wiederholungen des Verfahrens jedes Element der Grundgesamtheit mit ungefähr der gleichen relativen Häufigkeit ausgewählt wird.) Da bei der Erstellung eines repräsentativen Querschnittes der Auswahlvorgang auf der ersten Stufe - d.h. die Selektion der 210 Stimmbezirke - nicht wiederholt wird, findet eine "Zufallsauswahl" allenfalls innerhalb der Subpopulation statt, die durch die fest gewählten 210 Stimmbezirke des jeweiligen ADM-Netzes definiert wird. Ist diese Subpopulation repräsentativ für die ganze Population (im Sinne eines Miniaturbildes bezüglich der zu untersuchenden Merkmale), dann reicht diese eingeschränkte Zufallsauswahl aus. Es spielt dann keine Rolle, daß die Elemente außerhalb der Subpopulation keine Chance haben, in den repräsentativen Querschnitt zu gelangen.

Damit stellt sich die Frage, wie man überprüfen kann, ob diese Subpopulation ein Miniaturbild der ganzen Population darstellt. Ein ähnliches Problem stellt sich bei dem im folgenden beschriebenen Quotenverfahren betreffend der Subpopulation des "Bekanntenkreises" der eingesetzten Interviewertruppe. Die dort skizzierte "Lösung" ist auch hier anwendbar, soweit man überhaupt von einer Lösung sprechen kann. Meines Erachtens gibt es keinen anderen Ausweg. (Es sei denn, man wiederholt die Selektion der 210 Stimmbezirke bei jeder Erstel
lung des repräsentativen Querschnittes, was aus Kosten- und Praktikabilitätsgründen undenkbar ist.) Eine ausführlichere Diskussion findet man auf den Seiten III/12-15.

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(7) Die Anzahl der theoretisch möglichen Klassen beträgt demnach 4*2*5*8 + 4*2*5*7 = 600 von denen einige praktisch nicht vorkommen können oder keine Rolle spielen. Was immer auch die exakte Anzahl der relevanten Kombinationen ist, so ist sie offensichtlich groß genug, um die Erstellung eines Miniaturbildes vom Umfang 2.000 oder 1.000 - von 370 wie bei der Saarwahl ganz zu schweigen - unmöglich zu machen, welches die relevanten Kombinationen in den richtigen Proportionen reflektiert (Wie groß diese Anteile wirklich sind, läßt sich nicht aus der amtlichen Statistik entnehmen). Frau Noelle-Neumann und andere Verfechter des Quotenverfahrens "helfen" sich dadurch, daß sie nur die Anteile innerhalb jedes der vier Merkmale (Wohnortgröße, Geschlecht, Alter, Berufstätigkeit) berücksichtigen und die Kombinationen ignorieren.

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(8) Vergleiche auch M. Kaase in Rheinischer Merkur (Extra) Nr.37 1987:
"Der entscheidende Unterschied zwischen sogenannten Quotenstichproben, bei denen der Interviewer nach Maßgabe bestimmter Quoten-Vorgaben (zum Beispiel ein 30-40jähriger männlicher Arbeiter in einer Großstadt) die konkrete Befragungsperson selber aussucht, und Zufallsstichproben, bei denen der Interviewer einen bestimmten Haushalt beziehungsweise eine bestimmte Person vorgegeben bekommt, die er dann befragen muß, besteht nur darin, daß nur bei Zufallsstichproben der Stichprobenfehler rechnerisch näher bestimmt werden kann."

In der demoskopischen Praxis ist die rechnerische Bestimmung des Stichprobenfehlers kaum mehr als ein frommer Spruch. Falls überhaupt ein Versuch in dieser Richtung gemacht wird, so handelt es sich meist um eine statistische Alibiübung oder Milchmädchenrechnung.

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(9) Es reicht nämlich aus, daß durch die ausgewählten Interviewer und ihren "Bekanntenkreis" eine Subpopulation definiert wird, die "repräsentativ" für die zu untersuchenden Merkmale ist. Dies könnte unter Umständen dann eintreten, wenn die Auswahl der Interviewer genügend "zufällig" und ausreichend regional gestreut erfolgt und dem einzelnen Interviewer möglichst wenige Interviews zugeteilt werden. Durch eine geschickte Quotenvorschrift kann dann möglicherweise eine "Zufallsauswahl" innerhalb dieser Subpopulation erreicht werden. Auf diese Weise könnte erklärt werden, wie durch die "Verkettung von unglücklichen Umständen" etwas Brauchbares entstehen kann.

Eine Verifikation dieser spekulativen Hypothese kann nur auf der Basis von umfangreichem Datenmaterial erfolgen. Man kann bekanntlich nicht beweisen, daß ein Verfahren zu einer Zufallsauswahl führt, sondern lediglich mit Hilfe von Versuchsreihen gewisse Regelmäßigkeiten feststellen, und dann zeigen, daß die aufgetretenen Abweichungen (von den Regelmäßigkeiten) sich im Rahmen von Zufallsabweichungen bewegen. Unter diesem Gesichtspunkt sind die folgenden Ausführungen von Frau Noelle-Neumann in ihrem Buch "Umfragen in der Massengesellschaft" auf den Seiten 136 und 137 zu sehen:

"Ohne daß die Quotenanweisungan an die Interviewer etwas über den Familienstand oder die Konfession oder die Größe des Haushalts, in dem die Befragten leben, aussagen, stellen sich die Proportionen, die die amtliche Statistik in diesen Merkmalen für die Bevölkerung ausweist, auch in der Quotenstichprobe her. Das gleiche gilt für den ebenfalls an Hand amtlicher Daten leicht zu kontrollierenden Flüchtlingsanteil. Zur Überprüfung der Methode werden in diesen Interviews laufend wechselnde Fragen nach Sachverhalten eingeschlossen, die sich an externen Daten kontrollieren lassen."

(Man vergleiche dazu auch ihre Fußnoten Nr.30,35,43 auf den Seiten 134-148). Diese Vorgehensweise scheint mir sehr vernünftig. Ich würde jedenfalls ähnlich wie sie vorgehen.

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