Ihr Wahrzeichen waren
Wahl-
Prognosen
Prof. Dr. Dr. h.c. E. Noelle-Neumann
ist im März 2010 93-jährig gestorben.
Sie war während Jahrzehnten Deutschlands
bekannteste Meinungsforscherin. Auf dem
Höhepunkt ihrer Karriere verkündete
sie:
Zwischen dem, was wir an
Rohergebnissen erhalten und dem, was wir als Prognose publizieren,
liegt manchmal eine Differenz von zehn oder elf
Prozent.
Rheinischer Merkur, 11.09.1987 Sonderbeilage Demoskopie
(Mit Rohergebnissen sind die Antworten der Befragten gemeint)
Das Abändern von Umfrageergebnissen wähnte sie
als "Gewichtungs-Kunst". Diese "Kunst" war anfänglich
heftig umstritten, doch sie setzte sich durch. Heute werden zur Sonntagsfrage
"Wie würden Sie wählen, wenn am nächsten Sonntag
Bundestagswahl wäre?" nur Tipps veröffentlicht. In
der Internet-Version des ZDF-Politbarometers sind die unverfälschten
Ergebnisse noch eruierbar (unter dem Pseudonym "Politische Stimmung").
Geschäftsgrundlage für die Sonntagsfrage
ist die relative politische Stabilität. Von einer Wahl zur
nächsten ändert sich wenig, die Fehlermarge von +/- 4% ist meist
grösser. Anstatt das Resultat der neuen Umfrage zu publizieren, wird
dem Publikum eine Fortschreibung des letzten Bundestagswahl-Ergebnisses
aufs Auge gedrückt. Das Pferd wird buchstäblich am Schwanz aufgezäumt:
Anstatt den Ausgang der nächsten Wahl
mit der aktuellen Umfrage vorauszusagen,
wird der Ausgang der aktuellen Umfrage
mit alten Wahlergebnissen vorausgesagt!
Deshalb gleichen sich Prognosen wie ein Ei dem andern.
Den "Trend" von einer Umfrage zur nächsten fabrizieren
Demoskopen in eigener Regie, meist +/-0% oder +/-1%, selten +/-
2%. Was sich in Wirklichkeit abspielt, das weiss kein Mensch.
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Etikettenschwindel
Repräsentativ-Umfrage
Die Befragten werden
nicht repräsentativ
ausgewählt,
sondern per Lotterie,
es werden Telefonnummern ausgelost!
Umfrage-Ergebnisse
sind
mit Lotterie-Schäden behaftet,
was
sie oft wertlos macht. Das wird immer kaschiert.
Wahlprognosen sind Tipps
von Meinungsforschern,
die als Umfrage-Ergebnisse ausgegeben werden:
Anstatt den Ausgang der nächsten
Wahl
mit der aktuellen Umfrage vorauszusagen,
wird der Ausgang der aktuellen Umfrage
mit alten Wahlergebnissen vorausgesagt!
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Wahlprognosen sind
Zahlen- Prostitution
Prof. Dr. F. Ulmer
"Wahlprognosen sind keine Orientierungshilfe, sondern
bewußte Täuschung. Die Ergebnisse zur Sonntagsfrage werden
z.T. massiv abgeändert. Was Demoskopen vermarkten sind Tipps, die
als Umfrageresultate ausgegeben werden!"
Zwischen Ergebnissen zur Sonntagsfrage und Wahlresultaten
klaffen oft Welten. Die Befragten werden nämlich nicht "repräsentativ"
ausgewählt, sondern per Lotterie: Es werden Telefonnummern
ausgelost und angerufen, bis die Sollzahl erreicht wird. Folglich hängt
das Ergebnis davon ab, wer zufällig befragt wurde. Dies allein führt
zu Fehlern bis zu +/- 4%. Zudem verweigert die grosse Mehrheit der Angerufenen
die Antwort oder ist unerreichbar. Aber das alles wollen und können
Demoskopen nicht eingestehen, weil das fatale Rückwirkungen auf ihr
Alltagsgeschäft hätte:
Wenn Umfrage-Auftraggeber realisieren würden, dass die Zunft selbst
für ihr Aushängeschild (die Sonntagsfrage) abstruse Zahlen produziert,
dann würde ihnen die Fragwürdigkeit (Wertlosigkeit) von Umfrage-Ergebnissen
klar werden. Um das zu verhindern, werden die Ergebnisse zur Sonntagsfrage
entsorgt und durch geschönte Zahlen ersetzt. Wie diese fabriziert
werden, kann man in der linken Spalte nachlesen.
Meinungsforscher reagieren auf diese Kritik allergisch.
Mit einer Klage auf Widerruf und Unterlassung sollte Statistik-Prof. Ulmer
mundtot gemacht werden. Als Sanktion wurden 500'000 Mark Busse oder zwei
Jahre Gefängnis gefordert. Doch die Klägerin - die Prozentzahlen-Schmiede
des ZDF-Politbarometers - blitzte 1995 vor dem LG und OLG Hamburg ab.
Beide Instanzen sahen die systematische Fälschung von Ergebnissen
zur Sonntagsfrage als erwiesen an.
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